Mit der Dorfgründung im 12. Jahrhundert wurde eine niedere Gerichtsbarkeit im Ort erforderlich. Dazu wurde vom Landesherren ein Richter als Erbrichter bestellt. Als Lohn für seine Dienste erhielt er das Schank- und Braurecht.

Das ursprüngliche Erbgericht befand sich im Gebäude der Alten Hauptstraße 33 und gehörte zum Gut des Erbrichters.

„Mit der Einführung der Landesgemeindeordnung im Jahre 1839 erreichte zwar das Erbrichtertum sein Ende. Trotzdem war noch im Jahre 1845 neben dem neuen Gemeindevorstand […] ein ‚Richter‘ […] im Dorfe, der noch 1861 auch als ‚Landrichter‘ bezeichnet wird. Auch blieb das ehemalige Erbrichtergut noch lange in Besitz der letzten Großerkmannsdorfer Erbrichterfamilie. “

Im Jahre 1895 wurde für Planung und Bau eines neuen Gasthofes ein eigenes Flurstück geschaffen. Aus mangelnder Baufreiheit wurde das alte Erbgericht schlichtweg gekürzt. Die Grundsteinlegung fand am 4. Juli 1895 statt. Die Gaststube konnte bereits nach 3,5 Monaten Bauzeit am 18. September eröffnet werden, am 19. Oktober folgte die Eröffnung des Saales. Eigentümer war Hermann Sickert.

Nach dem Tod von Hermann Sickert führte Martha verw. Sickert den Gasthof mit Unterbrechung bis 1923 weiter. Danach übernahmen Gertrud Sickert mit Paul Böhmer das Erbgericht.

Durch den Bombenabwurf im Februar 1944 wurde das Gebäude stark beschädigt. Am 1. Juli 1945 öffnete die Gaststube wieder. „Die Jugend, auch die reiferen Jahrgänge, strebten mit einem nahezu angestauten Verlangen nach Vergnügen.“

Ab 1959 wurde der Gasthof zur Konsumgaststätte, wobei 1960 noch einmal zum Maskenball geladen wurde. „Es war der letzte auf dem Saal.“

„Ab 1961 stellte die Konsumgenossenschaft die ständige Bewirtung ein.“

Die 1962 vom Dorfklubblasorchester organisierte Faschingsveranstaltung war die letzte Veranstaltung auf dem Saal. „Der Gasthof wurde nun auch ganz geschlossen.“

1962 bis 1964 wurde das Erbgericht als Kinderferienlager genutzt. Danach waren die Gaststätte und der Saal Lagerraum für die GHG Textilwaren Dresden. Im Erdgeschoss befand sich von 1967 bis 1977 eine Konsumverkaufsstelle.

Nach dem Beschluss des Rates der Gemeinde und des Dorfklubs im Jahr 1979 wurde das Erbgericht zu einem ländlichen Kulturzentrum umgebaut. Am 15.05.1980 erfolgte die Einweihung und ab sofort ein Gastbetrieb am Wochenende.

Ab 1986 war die LPG Träger des Gebäudes mit täglichem Gaststättenbetrieb.

Durch Treuhandbeschluss wurde die Kommune am 1. Oktober 1994 zum Eigentümer des Gebäudes.

Vom 25. September bis zum 3. Oktober 1995 wurde das Heimatfest anlässlich 100 Jahre Erbgericht mit großer Ausstellung unter maßgeblicher Mitwirkung des Heimatvereins Großerkmannsdorf begangen.

2004 erfolgte der Verkauf des Gasthofes an einen Stuttgarter Investor. Trotz der Auflage, das Gebäude zu sanieren, verfiel es immer mehr. Die Gemeinde kaufte das Gebäude im Jahre 2011 schließlich zurück, um es abreißen zu lassen.

Quelle: Heimatverein Großerkmannsdorf (1995): 100 Jahre Gasthof zum Erbgericht.